Art in Kontext
täglicher gedanke

immer sitzen brüten warten
endlich
knopf drücken
weg
sauber spurlos im nichts verschwunden
das wars?

Irgendwo dort tief in den Kanälen der Stadt
Vermengt sich
Amorph
All das erzeugte zergoren wiedergeboren abgespeist entsorgt

Warst einst mein nun bist du allen oder
Keinem

Brodelnd im Nirgendwo
Riesenhaft die Kloake

(Volker Harm 91)
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Die Scheisse

Immerzu höre ich von ihr reden
als wäre sie an allem schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA,
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?

Wie vergänglich sie ist,
und das was wir nach ihr nennen
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?

Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen
vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?

(Hans Magnus Enzensberger)