Philosophie |
Das Internet, von den einen als Ort der grenzenlosen Freiheit gepriesen, von den anderen als Ort des Kommerz und politischen Möchtegerntums verdammt, wird zum Motiv und Medium zugleich.
Informationen häufen sich auf den Halden der globalen Speicher. Der Homo sapiens wird in nie dagewesener Form zum homo collectans. Abspeichern = Runterspülen? Die Trennung von der eigenen Produktion wird überflüssig, alles ist allen stets verfügbar, auf ewig im Äther greifbar. Die Grenzen der Grenzenlosigkeit zeichnen sich ab. Soweit die Bestandsaufnahme. Das Projekt 'Scheisse im Web' wird hiermit erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihm wohnt ein Modellcharakter inne, der nunmehr alltäglich werdende reflexhafte Akt der Informationskonsum- gesellschaft auf das rein Physische spiegelt. Dieses Projekt will weder Verurteilung noch Verhärtung der Strukturen, es dient vielmehr der Offenlegung einer Strömung und der Gewinnung von Erkenntnissen und Vorhersagen für jeden MENSCHEN anhand des hier zur Verfügung gestellten dualen Modells. Selbstverständlich ist uns klar, dass wir eine privilegierte Stellung einnehmen. Wir treten dafür ein, dass jedem MENSCHEN die Möglichkeit zur Verfügung stehen sollte, seine Produktionen völlig unabhängig zu archivieren. Das kurzzeitige Rauscherlebnis darf kein Zukunftsmodell werden. ‘Scheisse im Web‘ wird von einer Gruppe freiwilliger Pioniere erarbeitet, die sich aus freien Stücken zu einer basisdemokratischen Struktur zusammengefunden haben. Wir sind keine politischen Fanatiker, gehören zu keiner religiösen Gruppierung. Trotz allem haben wir Grundsätze. Wir sind gegen den Missbrauch von Menschen und Tieren, gegen den Massenverbrauch der Natur, und gegen die Konsumgesellschaft. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Botschaft der virtuellen Kloake offenzulegen. Die Konsumption von Information und die subjektive Vernichtung durch zerkauen, aussaugen, verdauen und ausscheiden von Informationen im täglichen Zeittakt wird reflektierbar. Dies ist ein Akt, der uns betrifft und den wir nicht übersehen können. Durch die Reduktion auf die Körperlichkeit unseres Tuns koppeln wir uns bewusst ab von den Zwangsmechanismen der Informationsgesellschaft. Durch die Alltäglichkeit und die Reproduzierbarkeit unseres Modells bieten wir ein Konzept, das eine einzigartige Demokratisierung heraufbeschwört. Wir schaffen ein verbindenden Element über Klassen und Rassen, Sprachen und Grenzen hinweg. Das Ziel dieser Dokumentationen ist die Schaffung eines Ansatzes hin zu einem gemeinsamen, übergreifenden virtuellen Bewusstsein. Michelle Schulz (2000) |